Donnerstag, 30. Oktober 2008

Konferenz „Mehr Erfolg durch Transparenz – Anlagechancen besser darstellen“

Interactive Data (IDMS), Anbieter von Lösungen rund um Marktdaten, hat am 30. Oktober zu einer Konferenz „Mehr Erfolg durch Transparenz – Anlagechancen besser darstellen“ geladen. Im Jahre 2007 hatte IDMS das erste Mal eine nicht (nur) vertriebsorientierte Kundenveranstaltung zum Thema Visualisierung von Marktdaten geladen. Die Veranstaltung 2007 hatte mir sehr gut gefallen, eine interessante Kombination von Referenten hat das Thema Visualisierung von Marktdaten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet auch aus dem Blick eines Kunstprofessors und eines naturwissenschaftlichen Lehrstuhlinhabers. Einige Gedankenspiele und Ideen sind damals sicherlich hängen geblieben.

Entsprechend gespannt war ich auf die diesjährige Veranstaltung. Der Ort der Veranstaltung war das Holzhausenschlösschen in Frankfurts Norden – ein sehr idyllisch gelegenes kleines Wasserschloss. Moderiert wurden die Vorträge von Anja Kohl, die regelmäßig in der ARD „die Börse im Ersten“ kurz vor der Tagesschau moderiert.

Das Programm: jeweils 30-minütigen Vorträge:
  1. Prof. Dr. Lutz Johanning, WHU Vallendar über „Markttransparenz und Nachhaltigkeit am Beispiel des Zertifikatemarktes“
  2. Doris Keicher, Standard & Poor’s über „Ratings als Bausteine bei Investmententscheidungen“
  3. Prof. Dr. Bernd Skiera, efinance-Lab, Uni Frankfurt über „Vermarktung von Anlageprodukten in Zeiten von Web 2.0“
  4. Stephan Wolf, CTO Interactive Data über „Datenanforderung in der Anlageberatung“

Einige bemerkenswerte Punkte aus den Vorträgen

Prof. Dr. Lutz Johanning hat das EDG (European Derivatives Group) vorgestellt, ein Unternehmen, dass sich ein flächendeckendes Rating für Zertifikate zum Ziel gesetzt hat. Das Prinzip des EDG-Ratings war mir bereits bekannt. Der Vortrag war auch keine reine Werbung für die EDG, immerhin wurden andere Zertiifkate-Ratings wie die von Scope genannt. Aber besonders bemerkenswert fand ich im Vortrag von Prof. Johannig die Darstellung der Dynamik der Ratings. Ein sehr schönes Beispiel sind hier Bonuszertifikate, bei Emission sind dies Zertifikate mit einem deutlcih geringerem Risiko als das Underlying. Bei Abwärtsbewegungen des Underlyings ist die Abwärtsbewegung des Bonsuzertifikats zunächst abgeschwächt. Kommt das Underlying allerdings nahe ran an die Bonusschwelle, steigt das Risiko des Bonuszertifikats übermäßig. Kommt es nämlich zum Bruch der Bonusschwelle, fällt das Bonuszertifikat deutlich stärker als das Underlying! Das EDG Rating würde in diesem Falle auch das höhere Risiko anzeigen.

Darstellung des Verlaufs des Risikos bei Kursrückgang des Underlyings über die Bonusschwelle hinweg (Quelle: EDG)

Weitere Informationen zum EDG-Rating

Frau Keicher hielt einen emotionslosen Vortrag über Fonds und Bond Rating. Einzig interessant wurde es in der Fragerunde: Dabei konnte Frau Keicher eine kaum befriedigende Antwort auf die Rolle der Agenturen im Vorfeld der Rettungsaktion der Hypo Real Estate geben, immerhin war das Rating vor der staatlichen Unterstützung noch AA!

Prof. Dr. Bernd Skiera sprach kurz über die zunehmende Bedeutung der Sozialen Netzwerke im Web an hand der Vernetzung seines 12-jährigen Sohnes. Bei der Ableitung der Implkationen für die Finanzbranche konzentrierte er sich auf die Plattform Facebook. Als Beispiel der wenigen erfolgreichen Widgets im Finanzsektor trat hier die Fantasy Stock Exchange hervor, ein Börsenspiel mit realen Aktien.

Stephan Wolf musste natürlich die Vorzüge seines Unternehmens präsentieren, dabei nutzte er das Forum, um insbesondere die Qualitäten der amerikanischen Muttergesellschaft Interactive Data bei der Aufbereitung und Vorhaltung von Finanzdaten einzugehen. Was mir besonders gefiel war sein Fazit, dass die Kombination aus Beratung und online-Plattform die Zukunft erfolgreichen Bankings darstellt - genau das, was wir bei Cortal Consors verfolgen.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Kurskapriolen, die Medien und die Politiker

Herr Jakisch (ARD Morgenmagazin Börsenexperte) und Herr Wulff (Ministerpräsident von Niedersachsen und VW Aufsichtsratsmitglied) machen munter mit bei der Schelte gegen die Börse und Porsche.

Herr Jakisch begrüßt die von der Deutschen Börse angekündigte Begrenzung des VW-Anteils auf 10%. Spannend welche Kurskapriolen die Herabsetzung des Gewichts von ca. 28% auf 10%bewirken! Und ganz nebenbei wird der DAX nach oben "manipuliert", fällt die VW-Aktie in den kommenden Wochen wieder auf ein realistisches Niveau, wird dies nun mit dem geringeren Gewicht nicht die gleiche Auswirkungen haben wie der Anstieg. Ein Teil der DAX-Performance liegt dann in einer spontanen und hektischen Regeländerung begründet.

Herr Wulff versteht ebenfalls nicht, dass ein indexnaher Fonds, wenn er sauber arbeitet, eigentlich kein Bedarf haben dürfte überteuerte VW-Aktien nachzukaufen.

Dass die Politiker meist die Kapitalmärkte nicht wirklich verstehen, wissen wir nicht erst seit der Finanzkrise, leider ist das Hintergrundwissen der Journalisten oft auch nicht so groß wie es wünschenswert wäre.

Einige Gedanken zu den Kurskapriolen von Volkswagen

Keine Frage, was derzeit bei den Volkswagen Stammaktien abgeht mit täglichen Kursgewinnen von über 80% ist fundamental nicht erklärbar, Volkswagen ist bewertet wie ein Dot-Com in den besten Zeiten der New-Economy-Blase. Allerdings muss ich mich schon ein wenig wundern über das Gejammer der Manager indexnaher Fonds, sie müssten Mondpreise bezahlen. Wenn sie wirklich den Volkswagenanteil analog der Indexgewichtung in ihrem Fonds mit VW-Aktien abgedeckt hätten, dann würde sich der VW-Anteil im Fonds doch genauso entwickeln wie im Index und da muss dann kein Fondsmanager überteuerte VW-Aktien kaufen. Es liegt die Vermutung nahe, dass da einige auf dem falschen Fuß erwischt wurden, z.B. weil sie VW untergewichtet haben oder Kaufoptionen geschrieben haben und jetzt liefern müssen.