Mittwoch, 25. Juni 2008

I-day der Plan.Net Gruppe

Heute hat die Agentur Plan.Net in München zum I-day geladen. I-day steht für Interactive Day und laut der Einladung möchte Plan.Net mit der Veranstaltung zeigen (oder inspirieren?) welche neuen und Erfolg versprechenden Möglichkeiten die interaktive Medien und ihre Entwicklung heute und in der Zukunft bieten. Dazu hat Plan.Net eine Mischung aus Rednern aus dem eigenen Haus und Gastrednern eingeladen. Die Einladung verspricht eine Kombination aus Vorträgen und interaktiven Workshops. Mit Spannung habe ich mich auf den Weg nach München gemacht.

Den Start zu den Vorträgen machte Roman Kuhn (Filmregisseur, -produzent und Werbefilmer) mit „Großes Kino: Potenziale von Bewegtbild im Netz“. Sehr unterhaltsam waren sein Anekdoten aus der Zeit, da er in den 90er Jahren mit seinen damals wirklich innovativen Werbefilmen das Image des Textileinzelhändlers C&A aufpolierte, und dazu noch die Werbemusik ganz nebenbei zu Hits wurden. Sein neuestes Projekt ist www.floaded.com , ich würde sagen eine Plattform für Storytisig oder Advertainment Filme. „floaded“ ist ein Wortkreation aus „Film“ und „loaded“. Roman Kuhn stellte das bisher einzige Beispiel „Die Erlkönnigin“ vor, das dem User erlaubt die erzählte Geschichte mittels eines zusätzlichen Layers zu unterbrechen und jederzeit Informationen zu den auftauchenden Produkten abzurufen. Es handelt sich eigentlich um die schon seit Jahren gepriesenen, aber nie wirklich ins laufen gekommene Idee des interaktiven Fernsehens. Bleibt abzuwarten, ob floaded.com wirklich eine erfolgreiche Innovation wird. Klar für mich ist inzwischen, dass Videoinhalte in der Online-Werbung funktionieren, wir haben hier bei Cortal Consors dazu in den letzten Monaten durchaus positive Erfahrungen gemacht.

Als zweiter durfte Friedrich von Zitzewitz an den Start. Zitzewitz ist Geschäftsführer der Hamburger Plan.Net. Er kam gerade zurück vom Cannes Lions 2008, wo er Juror bei den Interactive Kategorie war. In seinem Vortrag „Be creative – wie innovative Onlinewerbung die Performance vervielfacht“ stellte er einige sehr unterhaltsame, gerade in Cannes ausgezeichnete Onlinewerbekampagnen vor. Die Kampagnen hatten zumeist viralen Charakter oder zumindest virale Elemente. Darunter:

Coke vs. Coke Zero – Anwälte von Coca Cola, die sich Gedanken machen, wie sie die Kollegen von Coke Zero verklagen können, da das Produkt scheinbar den Geschmack von Coke perfekt kopiert.

Absolute Machine von Absolut Wodka - es handelt sich um eine Kunstinstallation von Jeff Lieberman und Dan Paluska gesponsort von Absolut Wodka deren Ergebnis im Web zu betrachten ist. Ein User gibt eine Melodie vor, die dann von einer Maschine mit "künstlicher Intelligence" fortgeführt wird, als Quartet ungewöhnlicher Instrumente oder Chor kleiner "Roboter".



Shen Interactive Advertisement – diese Kampagne von Plan.Net in eigener Sache richtete sich an die Werber der Republik durchaus mit dem Ziel Plan.Net als attraktiven Arbeitgeber dazustellen. Shen IA (www.shen-ia.cn) wird dargestellt als chinesische Werbeagentur, die frei nach dem Motto arbeitet: „wenn wir schon die Produkte des Westens kopieren, kopieren wir doch auch die Werbung“. Und so waren auf der Website www.shen-ia.cn Werbespots der größten deutschen Agenturen zu sehen, die für angeblich chinesische Werbung „weiterentwickelt“ wurden. Shen brachte es kurz nach dem Launch der Seite sehr schnell in etliche Werberblogs, um dann in den folgenden Tagen in Artikel in immer mehr Medien aufzutauchen, inklusive Horizont und FAZ.

Die nachmittägliche Diskussion mit Zitzewitz drehte sich vor allem um die Themen:
1. Funktioniert virales Marketing nur für Marken und Produkte, die begeistern und emotional aufgeladen sind?
2. Wie können Agenturen und Auftraggeber besser zusammenarbeiten wenn es darum geht virale Kampagnen zu realisieren, schließlich möchte der Kunde immer Performance sehen.

„Mr. Tagesthemen“ Ulrich Wickert ist nun auch unternehmerisch tätig im Web. Ulrich Wickert firmiert als Herausgeber des Holtzbrinck-Projektes www.zoomer.de. Und in dieser Funktion hielt er den dritten Vortrag „Wir sind Nachrichten – wenn der User mitspricht und wie die Kommunikation sich dadurch verändert“. Zoomer startete im Februar diesen Jahres als Nachrichtenseite, die einerseits ein traditionelles Redaktionsteam (40 ausgebildete Journalisten) mit Nutzermeinung, Nutzerbewertung und Nutzernachrichten kombiniert. Das Konzept erinnert freilich etwas an Digg, nur dass Digg sich eben der ganzen Nachrichtenwelt öffnet. Ich werde mir Zoomer in den nächsten Wochen einmal genauer anschauen. Für den Nachmittag war der Geschäftsführer von Zoomer zum Workshop angekündigt, leider war er verhindert, so dass die Diskussion zum Thema ausfiel.

Nick Blunden und Jamie Coomber der Londoner Agentur Profero referierten über „Social media - are you ready for the conversation?“ Unter den diversen Beispielen von Werbekampagnen, die sich soziale Netzwerke zu nutze machen, gefiel mir ganz gut das Beispiel von Nikon in den USA. Nikon hat zunächst auf Flickr nach ambitionierten Hobbyfotografen gesucht und diese dann eingeladen eine Nikon D80 zu testen und die Bilder eben dann wieder auf Flickr zu veröffentlichen. Die Hobbyfotografen und ihr Fotografien wurden in weitern (auch offline) Kampagnen genutzt.

Stefan Zilch, Sales Director bei MySpace hat schließlich die Vortragsreihe abgeschlossen mit dem Thema „Die Community lebt – auch für Werbung?“ Stefan Zilch konnte einige ganz interessante Aspekte der Social Networks aufführen. So bieten aus sicht der Nutzer die sozialen Netzwerke einen Mehrwert für das reale Leben, sie sind nicht nur eine Spielerei. Die Mediennutzung verändert sich in der Teenager Generation, die Nutzung der Social Networks geht in erster Linie auf Kosten des TV-Konsums! MySpace, Facebook und Co. Dienen den Nutzern der Content Aggregation und damit verliert die ursprüngliche Website als Content-Träger an Bedeutung, nicht jedoch deren Content selber!
Für die Werber auf den sozialen Netzwerken muss sich zunächst die Fragen stellen: Bietet meine Werbung Mehrwert? Und kann eine Emotionale Bindung zur Marke aufgebaut werden. Der Nutzer antizipiert die Werbung und wirkt gegebenenfalls als Multiplikator wenn die Marke etwas für ihn tut. Schließlich baut der Nutzer im positiven Fall eine emotionale Bindung zum beworbenen Produkt auf, die emotionale Bindung zum Netzwerk ist ja ohnehin da.
Die Diskussion mit Stefan Zilch und den Vertretern von Profero drehte sich schließlich um eine evtl. anstehende Konsolidierung der Netzwerke und der Ausbildung von Horizontalen und Vertikalen Netzwerken, ähnlich den Portalen und Suchmaschinen in der zweiten Hälfte der Neunziger. Und um die Frage wie Unternehmen Ängste überwinden können, dass Aktivitäten in sozialen Netzwerken mit negativen Kommentaren beantwortet werden und am Ende nach hinten losgehen. Die Antwort darauf kann eigentlich nur sein, dass kritische Kommentare so oder so im Netz publiziert werden und es gar nicht in der Macht des Unternehmens steht dies zu kontrollieren. Ein offener Umgang mit den Usern und den Netzwerken erlaubt es aber zumindest auf die Meinung Einfluss zu nehmen und als Unternehmen, das die Kundenmeinung ernst nimmt für eine positive Grundstimmung da draußen im Web zu sorgen.
Bei Cortal Consors pflegen wir seit Jahren in unserem Message Board (Community) eine Kultur des offenen Dialogs mit den Kunden und das erfolgreich.

Resümee: Ich habe auf dem I-day zwar nicht geballt Neues gesehen, aber einige interessante Aspekte und Denkanstöße konnte ich auf alle Fälle mitnehmen.

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